IG Unsere Kurve fordert den sofortigen Stopp der Hetzjagd auf Fußball-Fans
Das gerade in den letzten Wochen in Dortmund, Essen und Gelsenkirchen brutale Vorgehen der Polizei gegen Fußball-Fans muss sofort gestoppt werden. Die von der Polizei durchgeführten Maßnahmen gegen die Besucher erscheinen zurzeit willkürlich und nicht mehr Ausgewogen. Auch die politische Aufarbeitung bedarf der Verbesserung.
Während des Play-off-Hinspiels zur Champions League zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki stürmten eine Hundertschaft der Polizei den Fanblock, in dem, außer der Mitglieder der Ultras Gelsenkirchen, auch viele andere Fans gemeinsam standen. Die Polizei setzte bereits beim Erscheinen in dem Block Pfefferspray gegen die Fans ein. Mindestens 80 Fans wurden dabei verletzt.
Die Polizei begründete den überharten Einsatz mit den Worten, “Zur Sicherung des polizeilichen Einsatzes und insbesondere zum Schutz der eingesetzten Kräfte war ein massiver Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock notwendig“. Nach Ansicht der Polizei hat es keine Alternative zum harten Vorgehen gegeben. Der Einsatz war erfolgt, um lediglich ein Banner im Schalke Fanblock zu entfernen, durch das sich angeblich Anhänger des griechischen Clubs provoziert fühlten. Die Polizei hat sich hier einzig und allein auf die Einschätzung der anwesenden griechischen Beamten verlassen, die sich selber provoziert gefühlt und damit die Lage dadurch nicht objektiv einschätzen konnten. Fakt bleibt, dass durch den Polizeieinsatz eine Massenpanik in Kauf genommen sowie zahlreiche Fans verletzt und in unnötige Gefahr gebracht wurden.
Wenige Tage später setzte die Polizei in Essen gegen Fans von Alemannia Aachen Schlagstock und Pfefferspray ein. Begründet wurde dies später durch den „massiven Einsatz von Pyrotechnik“. Augenzeugenberichte schilden den Einsatz als unverhältnismäßig (es wurden zwei Böller gezündet). Weiterhin stellt sich die Frage, warum Frauen und Kinder als Opfer in Kauf genommen wurden und man den verletzten anschließend die sanitäre Versorgung verwehrte.
Diese Schilderungen zeigen die Willkür dieser Einsätze – hier ist eine Aufarbeitung dringend notwendig. Sie sind zudem die Spitze fragwürdiger Einsatztaktiken in NRW. Die Vollkontrollen Dortmunder Fans wurden bereits angesprochen.
„In diesem Zusammenhang fordern wir auch Herrn NRW-Innenminister Ralf Jäger auf, die Sachlage objektiv und angemessen zu betrachten. Wenn Anzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden in zahlreicher Form nach überharten Einsätzen vorliegen (Gelsenkirchen, Essen), dann darf gegenüber dem Landtag nicht von einem korrekten und angemessenen Einsatz gesprochen werden“, so Christian Bieberstein, Sprecher der IG Unsere Kurve.
Die Vorgehensweise der Polizei in NRW muss an dieser Stelle deutlich in Frage gestellt werden. Polemische Aussagen und Trotzreaktionen seitens des Innenministers zeigen, wie notwendig eine sachliche Auseinandersetzung ist.
Wir weisen zudem darauf hin, dass die bisherigen Einsatzstrategien auf Grundlage der ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze) beruhen – und eben diese ZIS vom Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (OVG) scharf kritisiert wurden und einem Rechtsstreit unterlagen. So hat das OVG der ZIS verboten, den Jahresbericht 2011/12 unverändert weiter zu veröffentlichen. Ebenfalls hat das OVG bestätigt, dass die ZIS Persönlichkeitsrechte verletzt. Die Einschätzungen und Aussagen der ZIS sind daher absolut in Frage zu stellen.
Christian Bieberstein: „Die IG Unsere Kurve wünscht sich daher die Rückkehr zu konstruktiven und ergebnisorientierten Gesprächen mit Fanvertretern und Polizei. Wir unterstreichen nochmals unsere Bereitschaft an gemeinsamen Sicherheitskonzepten mitzuwirken zu wollen.“
Die Interessengemeinschaft „Unsere Kurve“ ist ein vereinsübergreifender Zusammenschluss der organisierten Fußballfans in Deutschland. Wir sind die größte Interessenvertretung der aktiven Fußballfans und treten für den Erhalt der Fankultur und der Freiräume für Fans ein.