Bericht über den „Investörchen“-Abend am 17.04.2018

Großes Ehrenwort: Gesamtes Geld fließt in den Kader

 

Seit drei, vier oder noch mehr Jahrzehnten schon gehen Helmut Jordans, Frank Dressen-Kreitz und Willi Kutsch mit der Alemannia durch dick und dünn. So viel Freude wie in der laufenden Saison hatten die Tivoli-Routiniers aber schon lange nicht mehr. Deshalb wollen sie auch nicht tatenlos zusehen, wie das, was Trainer Fuat Kilic und sein Team gerade so vielversprechend aufbauen, wegen des leidigen Geldmangels gleich wieder in die Brüche geht. Um zusätzliches Geld für Vertragsverlängerungen und gute Neuverpflichtungen beizusteuern, haben die drei Fans eine Sammelaktion gestartet und in Alemannia-Geschäftsführer Martin vom Hofe einen dankbaren Mitstreiter gefunden. Beim Offenen Abend der Fan-IG stellten sie ihre Crowdfunding-Initiative „Öcher Investörchen“ vor, die binnen kurzer Zeit eine erstaunliche Dynamik entwickelt hat.

Im gut besuchten Werner-Fuchs-Haus zu Gast waren Jordans, Dressen-Kreitz und vom Hofe; Willi Kutsch konnte wegen beruflicher Verpflichtungen nicht teilnehmen.

 

Das Problem dürfte bekannt sein: Am Ende der Saison laufen mehr als 20 Spielerverträge aus; nur Peter Hackenberg, Mark Depta und David Pütz haben bei der Alemannia noch Papiere für 2018/19. Viele andere Spieler würden gern bleiben, hoffen aber auf Gehaltsaufstockungen, nachdem sie mit Rücksicht auf die Insolvenz im Vorjahr recht dürftig dotierte Einjahresverträge unterzeichnet hatten. Allerdings hat das Alemannia-Präsidium zwischenzeitlich angedeutet, dass der derzeitige Mannschaftsetat in Höhe von einer Million Euro in 2018/19 aller Voraussicht nach gehalten, aber eben nicht erhöht werden könne, weil die Sponsorensuche ungeheuer schwierig sei. Folglich gebe es praktisch keinen Spielraum für Etaterhöhungen.

 

Hier nun setzt die Initiative von Dressen-Kreitz, Kutsch und Jordans an: Wenn sich die Sponsoren aus der Wirtschaft zurückhalten, sollten die Fans mit gutem Beispiel vorangehen. Über seine mehr als 4000 Mitglieder starke Facebook-Gruppe „Alemannia Aachen“ rief das Trio Anfang April zunächst unter dem Titel „Ich auch!“ eine Aktion ins Leben, bei der gezielt Mittel für den Spielerkader gesammelt werden. „Die Resonanz war beachtlich. Nach wie vor erhalte ich wegen dieser Geschichte täglich 70 bis 80 Nachrichten von Leuten, die sich interessieren und eventuell mitmachen wollen“, berichtet Dressen-Kreitz.

 

Zu denen, die über Facebook auf „Ich auch!“ aufmerksam wurden, gehörte auch Martin vom Hofe, der prompt Kontakt mit den Initiatoren aufnahm. Diese hatten zunächst die Idee entwickelt, eine Art Förderverein zu gründen, um die Sammlung auf eine solide juristische Grundlage zu stellen. „Das hätte aber viel Zeit gekostet und einen großen organisatorischen Aufwand bedeutet. Damit Fuat planen kann, muss es jedoch schnell gehen“, so Dressen-Kreitz, „deshalb haben wir uns nach Gesprächen mit Martin vom Hofe entschieden, dass die Beiträge streng zweckgebunden direkt aufs Vereinskonto fließen sollen.“

 

Aus „Ich auch!“ sind inzwischen die „Öcher Investörchen“ geworden – und die hatten bis Dienstagabend schon mehr als 15.500 Euro für Fuat und sein Team überwiesen (Stand Mittwochmittag: 18031 Euro!) „Was die Fans da auf die Beine stellen, ist wirklich enorm“, strahlte Martin vom Hofe. Ähnlich hatte sich in einem Zeitungsinterview auch Fuat Kilic geäußert, dabei aber auch gesagt, dass die Aktion unterm Strich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei.

 

Martin vom Hofe rückte die Relationen zurecht: Natürlich seien 15.500 Euro bei einem Etat von einer Million auf den ersten Blick nur ein verschwindend kleiner Betrag. „Aber es stimmt eben auch, dass bei dem, was unsere Jungs sich obendrauf wünschen, nicht um riesige Summen, sondern um vielleicht 500 Euro im Monat geht. Da kann man mit 15.500 Euro schon einiges machen. Das bisher gesammelte Geld reicht vielleicht schon, um zwei Verträge zu verlängern, die ansonsten womöglich nicht verlängert werden könnten. Und wir sind ja noch nicht am Ende mit der Aktion.“ Für die nächsten Tage kündigte der Geschäftsführer nach der bereits vermeldeten Verlängerung mit Matti Fiedler und der Verpflichtung des Koblenzers Marco Müller weitere Neuigkeiten aus dem Verhandlungslager an. „Ich weiß da mehr als ihr, kann im Moment aber noch keine Namen nennen. Also habt noch ein wenig Geduld“, meinte er augenzwinkernd.

 

Vom Hofe machte aber auch deutlich, dass Abgänge von Leistungsträgern wohl nicht zu vermeiden seien. „Bei Angeboten aus höheren Ligen winkt den Spielern nicht selten gleich das Vier- oder Fünffache von dem, was sie bei uns verdienen können. Da können wir einfach nicht mithalten.“

 

Im übrigen zeigte vom Hofe sich sehr zuversichtlich, dass er als Geschäftsführer und das Präsidium ihren Teil der Hausaufgaben erledigen und den angepeilten Gesamtetat von rund 2,8 Millionen Euro – darunter etwa 1,7 Millionen Euro Einnahmen aus Sponsorengeldern und wie gesagt eine Million an Ausgaben für den Regionalliga-Kader – zusammenbringen werden. „Wir sind da schon weiter als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Wir haben schon einen Trikotsponsor, und wir haben auch einen wirklich guten neuen Ausrüstervertrag abschließen können. Einige Sponsoren haben angedeutet, dass sie ihre Verträge nicht nur verlängern, sondern bei den Paketen noch etwas draufsatteln wollen. Trotzdem müssen wir sammeln wie die Eichhörnchen. Das Erreichen der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal wäre da natürlich eine Supersache. Aber damit können wir im Moment eben noch nicht planen.“

 

Positiv wurde angemerkt, dass die „Öcher Investörchen“ durchaus auch bei den regulären Sponsoren Eindruck machten. „Beim jüngsten Sponsorenabend war das ein großes Thema“, so Martin vom Hofe. Ein erster konkreter Erfolg: Rewe Reinartz will eine Sonderedition von 500 Nutella-Gläsern an die Fans bringen. Zwei von fünf Euro pro Glas wandern in den Mannschaftsetat. Derweil dürfen sich die bereits registrierten Investörchen dank einer Initiative von Harry Ebert und Rolf Heinrichs auf einen Sonder-Ansteckpin freuen, der demnächst ausgegeben wird.     

 

Vom Hofe und auch der als Gast anwesende GmbH-Aufsichtsrat Mike Schleiden versicherten mehrfach, dass der gesamte Ertrag der „Öcher Investörchen“ auf die vom Verein bereitgestellte Million aufgerechnet und zweckgebunden für Vertragsverlängerungen bzw. Neuverpflichtungen verwendet würde. Dies im Detail auf Cent und Euro genau öffentlich nachzuweisen, sei allerdings kaum machbar. Die Fans wurden gebeten, den Verantwortlichen hier ein gewisses Vertrauen entgegenzubringen. Das nicht für diese, sondern ausschließlich für die nächste Saison bestimmte Geld fließe jedenfalls garantiert nicht in die Insolvenzmasse der GmbH, sondern auf das davon strikt getrennte Konto des Vereins.

 

Allerdings gab es auch beim Offenen Abend trotz einiger Nachfragen keinerlei neue Informationen über den Stand des nach wie vor laufenden Insolvenzverfahrens und der geplanten Rückführung des Profi-Spielbetriebs aus der insolventen GmbH in den eingetragenen Verein. Diese geplante Rückführung sei eine komplizierte Angelegenheit, und man könne und wolle hierzu erst etwas sagen, wenn die Dinge wirklich spruchreif sind. Dann aber werde es umgehend einen Informationsabend geben. Mike Schleiden stellte unverbindlich den 7. Mai als Termin in Aussicht, sagte aber auch, dass zwei früher angedachte Termine wieder aufgehoben worden seien, weil man bis dato einfach noch nicht so weit gekommen sei wie erhofft.    

 

Am Rande teilte Martin vom Hofe noch mit, dass in dieser Woche Gespräche mit der Aseag über Möglichkeiten zur Wiedereinführung des für die Fans kostenfreien Tivoli-Tickets anberaumt sind. Der Ausgang sei aber völlig offen.


 

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