Bericht über den Offenen IG-Abend am 24. August 2017
Zwei-Millionen-Spende: Es soll weitere Gespräche geben
Das wohl wichtigste Ergebnis vorweg: Thomas Gronen aus dem fürs neue Alemannia-Präsidium kandidierenden Team um Präsidentschaftskandidat Martin Fröhlich und Dirk Trampen aus der von ihrer Kandidatur zurückgetretenen Gruppe um Horst Rambau haben sich am Donnerstag beim Offenen Abend der Fan-IG vor einem großem Auditorium darauf verständigt, schnellstens nach Terminen für weitere Gespräche über die von einem unbekannten Gönner in Aussicht gestellte Zwei-Millionen-Euro-Spende zu suchen. Gronen und sein Team-Kollege Johannes Delheid deuteten sogar die grundsätzliche Bereitschaft an, im Falle einer Wahl ihre Präsidiumsstühle zu gegebener Zeit für Mitglieder des anderen Teams zu räumen – falls das Gönner-Geld auf diese Weise tatsächlich mit festen Garantien für die Alemannia gesichert werden könne. Allerdings bezweifelt die Fröhlich-Gruppe nach ihrem derzeitigen Kenntnisstand noch, dass das Angebot überhaupt die nötige Substanz hat. Auch müssten die mit einer solchen Spende – sie würde nach Horst Rambaus Vorstellungen als Kapitalerhöhung in die GmbH gepumpt – verbundenen vereins- und steuerrechtlichen Fragen sehr genau geprüft werden, allein schon, um die Gemeinnützigkeit des e.V. nicht zu gefährden.
Beim Offenen Abend, bei dem sogar die Stehplätze im Werner-Fuchs-Haus knapp wurden, kamen aber auch noch eine Reihe weiterer interessanter Themen zur Sprache.
Mit dem offenen Abend gab die IG dem verbliebenen Kandidatenteam die Möglichkeit, sich den Fans im Vorfeld der Präsidiumswahl auf der Alemannia-Jahreshautversammlung am 5. September persönlich vorzustellen. Zu Gast waren der Jurist Dr. Martin Fröhlich (35 Jahre) als Präsidentschaftskandidat sowie Dr. Johannes Delheid (71, Jurist, Kandidat Vizepräsident), Carsten Laschet (44, Jurist, Kandidat Beisitzer) und Thomas Gronen (45, Malermeister, Kandidat Beisitzer). Urlaubsbedingt nicht teilnehmen konnte der als Schatzmeister vorgesehene Björn Jansen (40, Geschäftsführer der städtischen Kur- und Bädergesellschaft). Für den Aufsichtsrat der GmbH sind Fröhlich, Delheid und Gronen vorgesehen. Als von den Vereinsmitgliedern gewählte AR-Mitglieder sollen Dirk Kall und Mike Schleiden die nötige Sportkompetenz einbringen.
Zu Gast war außerdem der aus der Futsal-Abteilung stammende Daniel Peters (33, Marketing-Experte, ehemaliger Spielervermittler). Er tritt als Einzelkandidat für ein Beisitzeramt im Präsidium an und möchte vor allem die Alemannia-Vermarktung modernisieren.
Thema Millionenspende: Schon in der einleitenden Vorstellungsrunde und auch später noch einige Male forderte Johannes Delheid den (wie in der Vorwoche abgesprochen) im Publikum zuhörenden Dirk Trampen in teils sehr scharfer Form auf, ihm den Namen den Gönners bekanntzugeben: „Entweder gibt es diesen Sponsor, aber dann soll die Gruppe ihn nennen. Oder es gibt ihn gar nicht, was ich vermute. Dann sind es Blender, die der Alemannia nur schaden und sich zurückziehen sollen.“
Den Namen erfuhr Delheid trotz noch so bohrender Nachfragen natürlich nicht, da der potenzielle Spender bekanntlich Anonymität verlangt, was, wie ein Zuhörer anmerkte, nicht unüblich und auch nicht unseriös sei.
Erwartungsgemäß gab es in der Diskussion über den geplatzten Gesprächstermin, bei dem Vertreter beider Teams am Dienstag, 11. Juli, den Gönner kennenlernen sollten, unterschiedliche Sichtweisen zwischen Trampen und Gronen. Bei den Zuhörern blieb der Eindruck zurück, dass da wohl beide Seiten Fehler in der Kommunikation gemacht haben. Umso wohlwollender wurde allgemein die beiderseitige Zusage aufgenommen, zeitnah neue Gesprächstermine zu suchen, um sich in einem kleinen Kreis detaillierter über die Gönner-Offerte auszutauschen. Ein Gespräch zwischen Horst Rambau, der das Geld nach Wunsch des Treuhänders verwalten und eine zielgerichtete Verwendung für den Sportetat der Regionalliga-Mannschaft sicherstellen soll, und Insolvenzverwalter Christoph Niering ist für den 6. September geplant.
Thema Sponsorenfindung/Stadionname: Da Alemannias Ruf stark gelitten habe, ist es nach übereinstimmender Aussage der Kandidaten trotz intensiver Bemühungen im Moment unerhört schwierig, Sponsoren für den Klub zu gewinnen. Aktuell stehe man bei 1,5 Millionen Euro (also unter dem Plansoll von 1,6 Millionen), wobei es laut Gronen „weniger als zehn Großsponsoren gibt, die Größenordnungen zwischen 50.000 und 100.000 Euro geben. Alles, was danach kommt, ist Kleinvieh. Aber zum Glück haben wir eine ganz große Zahl von kleinen Unterstützern.“
Man hegt die Hoffnung, dass nach Insolvenzende einiges besser wird. Auch werde es vielleicht einfacher, wenn man nach der JHV in Amt und Würden sei und aus gefestigter Position heraus Gespräche führen könne.
Delheid erklärte, er stehe mit einem größeren regionalen Unternehmen in Verhandlungen über eine Vermarktung des Stadionnamens: „Der Marketingchef der Firma findet das toll, der Ober-Chef denkt noch nach.“ Den Namen der Firma nannte der Rechtsanwalt, der selber so gern einen Gönner-Namen erfahren würde, allerdings nicht.
Thema Investor: Man betonte, dass da momentan nichts laufe. Grundsätzlich müsse man aber gesprächsbereit sein, wenn potenzielle Investoren anklopfen. Als „sehr spannend“ bezeichnete Fröhlich auch die Idee eines Genossenschaftsmodells, bei dem alle Interessierten, auch Einzelpersonen, Anteile an der Alemannia erwerben könnten. Die Umsetzung sei zwar voraussichtlich sehr aufwendig, da es im deutschen Fußball keine Vorbilder gebe, aber man wolle sich nach der Wahl intensiv mit diesem Modell befassen.
Thema Sportetat: Die Gewinnung zusätzlicher Sponsoren ist laut Thomas Gronen auch deshalb enorm wichtig, weil zur nächsten Saison dringend Geld für die Erhöhung des Sportetats benötigt werde. Ansonsten drohe die jetzige Mannschaft erneut zu zerfallen. Fuat Kilic habe „aufgrund der Sondersituation“ die Möglichkeit gehabt, für diese Spielzeit sehr niedrige Spielergehälter auszuhandeln. „Das haben die Spieler mitgemacht, aber sie haben auch nur für ein Jahr unterschrieben. Wenn wir die Mannschaft halten und punktuell verstärken wollen, brauchen wir mehr Geld als jetzt.“ In anderem Zusammenhang war von „einigen Hunderttausend Euro“ die Rede, die zum Zusammenhalten der Mannschaft zusätzlich erforderlich seien.
Thema Vergangenheitsbewältigung: Von verschiedenen Seiten wurde speziell Martin Fröhlich darauf angesprochen, inwieweit er als ehemaliger Verwaltungsratsvorsitzender und permanenter Beisitzer im Aufsichtsrat Mitverantwortung für die neuerliche Insolvenz trage und inwieweit ein glaubwürdiger Neuanfang mit ihm an der Spitze überhaupt möglich sei. Fröhlich antwortete eher allgemein und „abstrakt“, dass alle Menschen Fehler machen, dass er selber in der Vergangenheit sicher auch Fehler gemacht habe und dass die künftigen Verantwortungsträger wohl auch in Zukunft nicht alles richtig machen würden. Aber man sei bereit, „in Demut“ das Beste für die Alemannia zu tun.
Konkret blieb Fröhlich beispielsweise die Antwort auf die Frage schuldig, ob er als Vorsitzender seinen Verwaltungsrat pflichtgemäß darüber informiert hat, dass das ehemalige Präsidium und der ehemalige Aufsichtsrat im Jahr 2015 den Vertrag mit dem Rechtehändler Michael Kölmel mehr oder weniger heimlich verlängert haben. Sollte es mit der Alemannia wieder nach oben gehen, kassiert Kölmel nach der neuen Vereinbarung nicht nur zwölf, sondern 13 Jahre Anteile an den TV-Einnahmen.
Thema Insolvenzverfahren: Das Team geht davon aus, dass es richtig und notwendig war, die neuerliche Insolvenz anzumelden und das Verfahren zu eröffnen, auch wenn der von Niering angegebene Hauptgrund drohender Steuernachforderungen aus dem Sanierungsgewinnen der ersten Insolvenz aufgrund neuer rechtlicher Bestimmungen womöglich wegfalle. Tausendprozentig sicher sei das aber noch nicht, so Carsten Laschet.
Bestätigt wurde auf Nachfrage, dass die erste Gläubigerversammlung am 15. August wohl nicht ganz nach den Vorstellungen des Insolvenzverwalters verlaufen ist und dass es unter dem Stichwort „Alemannia-Zweckgesellschaft“ dem Vernehmen nach zu einem „tiefen juristischen Streit“ (Delheid) gekommen ist. Dauer und Ausgang dieses Streits zwischen Niering und dem Gericht und die Folgen für den weiteren Verfahrensverlauf sind offenbar noch nicht absehbar.